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16.11.11
18:24 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 14: Neu-Promovierte und -Habilitierte in Schleswig-Holstein halten!

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 16. November 2011



TOP 14: Große Anfrage Promotionen und Habilitationen (Drucksache 17/1751)



Martin Habersaat:
Neu-Promovierte und -Habilitierte in Schleswig-Holstein halten!


Ein Doktortitel sollte mehr sein als ein Namenszusatz auf dem Türschild, darum muss der Standard von Dissertationen als eigenständige Forschungsleistungen gesichert werden. Wir brauchen nicht nur viele Promotionen an unseren Hochschulen, sondern viele besonders gute. Da lohnt ein genauerer Blick.
Für die umfangreichen Fakten und Daten bedanke ich mich bei den beteiligten Ministerien und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den befragten Einrichtungen, denen wir einiges zugemutet haben. Wenn manche Daten dort in Zukunft laufend erfasst werden, wird das unserem Diskurs dienlich sein. Jedoch bleiben Fragen offen, und es besteht Handlungsbedarf in einigen Bereichen. Dazu hat der Wissenschaftsrat erst vorgestern Empfehlungen formuliert.
Die Zahl der Promotionen nimmt ab, das Interesse an wissenschaftlichen Karrieren lässt nach. Obwohl ein Doktortitel für Ärzte entbehrlich ist, promovieren noch immer fast 60% der angehenden Mediziner und machen fast ein Drittel aller Promotionen aus. Die Qualität vieler dieser Dissertationen steht in der Kritik, weil ihr Niveau an anderen Fakultäten eher für eine Diplom- oder Masterarbeit ausreichen würde. Unsere beiden betroffenen Universitäten überprüfen bereits gemäß dem KMK-Beschluss von 2006 stetig die Qualität der medizinischen Dissertationen.
Eine gute Dissertation setzt eine intensive, kritische Betreuung voraus - Hochschullehrer, die ihren Doktoranden unterstützend, beratend, aber auch kontrollierend zu Seite stehen. Die Antwort der Landesregierung sagt nichts über diesen Betreuungsaufwand aus, auch nicht 2



darüber, warum immer noch viele Professoren über Jahre hinweg keine einzige Promotionsarbeit betreuen. Ich will einmal offen fragen, ob derjenige, der das Privileg, Nachwuchswissenschaftler zu betreuen, nicht ernst nimmt, darauf nicht verzichten sollte. Das gebietet die Fairness gegenüber denjenigen, die ihre Verantwortung ernst nehmen.
Gerade nach den letzten Ereignissen kann nicht gelten, dass akademische Abschlüsse, auf die sich berufliche Karrieren gründen, ausschließlich durch das Privileg der Freiheit von Forschung und Lehre abgedeckt sind. Der Wissenschaftsrat rät daher zu festen Betreuungsvereinbarungen zwischen Doktoranden, Betreuern und Promotionskomitees der Hochschule.
Das Dauerproblem der mangelhaften finanziellen Absicherung führt zu unangemessen langen Bearbeitungszeiten für Dissertationsprojekte. Wenn wir den wissenschaftlichen Nachwuchs auch weiterhin gezielt in Lehr- und Forschungstätigkeiten bringen wollen, muss dieser Weg vereinfacht und verkürzt werden.
Wir hoffen, dass sich durch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge Durchschnittsalter und durchschnittliche Studienzeit der Promovenden verringern. Trotz der Skepsis des Wissenschaftsrates sollten wir die Erfahrungen anderer Länder und Staaten auswerten, ob „fast track“-Promotionen ohne Master für besonders talentierte und engagierte Studierende sinnvoll sind.
Auch die Bewertungen müssen überprüft werden. Unterschiede zwischen Bundesländern, Hochschulen oder Fakultäten dürfen nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, nach dem Vorbild anderer Staaten auf eine zweistufige Beurteilung mit „bestanden“ und mit „Auszeichnung“ überzugehen.
Die Habilitation ist wie die Promotion auf dem Rückzug. Mit der Einrichtung der Juniorprofessur mit allen ihren Problemen hat dies jedoch nur wenig zu tun. Die Habilitation ist und bleibt für viele die wichtigste Qualifikation auf dem Wege zu universitärer Forschung und Lehre. Es besteht also auch in diesem Bereich Handlungsbedarf. Die alternativen Qualifikationsmöglichkeiten müssen an einigen Universitäten und vielen Fakultäten besser integriert werden. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Juniorprofessoren und auch die Habilitierten innerhalb von drei Jahren eine Professur übernehmen, zeigt, dass Qualifikationen aus Schleswig-Holstein von guter Qualität sind. Wir müssen trotzdem weiterhin die Neu- Promovierten und Neu-Habilitierten sowie die Juniorprofessoren bei uns in Schleswig-Holstein halten, im Interesse unserer Wissenschaft und Wirtschaft. 3



Heute ist fast jede zweite Dissertation, auch in der Mathematik und den Naturwissenschaften, die Arbeit einer Frau. Und auch die Juniorprofessuren werden fast zur Hälfte mit weiblichem Personal besetzt. Bei den Habilitationen besteht aber noch immer ein Verhältnis von 5:1; das muss sich ändern!
Wir bitten darum, die Antwort auf unsere Große Anfrage in den Bildungsausschuss zur abschließenden Beratung überweisen.