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13.12.13
13:23 Uhr
SPD

Kirsten Eickhoff-Weber zu TOP 32: Regionale Wirtschaftskreisläufe erhalten und fördern

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 13. Dezember 2013



TOP 32, Strategie für mehr heimische Eiweißpflanzen entwickeln! (Drucksache 18/1386)



Kirsten Eickhoff-Weber:
Regionale Wirtschaftskreisläufe erhalten und fördern

Bereits 1691 beschrieb Engelbert Kaempfer nach seiner Japanreise die Sojabohne. Anfang des letzten Jahrhunderts beginnt auch durch enorme Forschungsanstrengungen die weltweite Bedeutung dieser wichtigsten Ölsaat. Dabei ist die Eiweißqualität der Sojabohne dem tierischen Eiweiß vergleichbar und das ist das Besondere an der Sojabohne. Nur 2 % der weltweit geernteten Sojabohnen dienen direkt der menschlichen Ernährung. Der überwiegende Teil dient der Sojaölgewinnung, wird zu Biodiesel verestert und in der chemischen Industrie verarbeitet. Der bei der Ölproduktion verbleibende Sojakuchen, das sind rund 80 % der Masse, wird zu 98 % zu Tierfutter verarbeitet.
Ein Großteil unserer intensiven Nutztierhaltung, der Milch- und Fleischproduktion basiert heute auf dem hohen Proteingehalt der Sojabohnen. Der weltweit steigende Markt für Fleisch lässt sich nur mit günstigem Soja-Tierfutter günstig produzieren.
Seit den 1970er Jahren nimmt die weltweite Bedeutung der Sojabohne rasant zu. Einen bedeutenden Schub erhielt die Sojaproduktion in den 1990er Jahren durch gentechnisch veränderte Sojabohnen, die durch ihre Resistenz gegen Pflanzenschutzmittel deutliche Produktionssteigerungen brachten. Bereits 2010 wurde auf 71 % der globalen Anbaufläche transgenes Saatgut eingesetzt.
Sojafelder in Nord- und Südamerika und in Asien werden nicht nur auf klassischen Ackerbaustandorten angelegt. Dafür wird oftmals rücksichtslose Landgewinnung betrieben, 2



indem wertvolle Wälder abgeholzt oder seltene Savannen umgepflügt werden. Es entstehen agrarindustrielle Monokulturen, der Krankheits- und Unkrautdruck wird durch immer neue Pestizide bekämpft. Es kommt zu Bodendegeneration und Gewässerverschmutzung, Konflikte um Landnutzungsrechte sind eine weitere Begleiterscheinung – mit verheerenden Auswirkungen für Natur und Landschaft. Und unter all diesem leidet die Bevölkerung vor Ort. Ihr fehlt oftmals der Boden, um sich selbst zu versorgen.
Was hat das alles mit einer Eiweißstrategie für Schleswig-Holstein zu tun? In den letzten Jahrzehnten ist der Anbau heimischer Eiweißpflanzen (Lupinen, Erbsen, Luzerne, Ackerbohnen, Klee u.a.) in Schleswig-Holstein stark zurückgegangen. Futterleguminosen waren fester Bestandteil unserer Landwirtschaft, bis sie mehr und mehr von Sojaanteilen im Tierfutter verdrängt wurden. Damit haben wir nicht nur einen heimischen, garantiert gentechnik-freien Eiweißlieferanten verloren, es fehlt auch ein Teil der Fruchtfolge. Außerdem sind Leguminosen in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden, so wird „Kunstdünger“ gespart. Der Anbau von Leguminosen hat aber auch direkte Auswirkungen auf die Agrobiodiversität und liefert zusätzliche Trachten für Honig- und Wildbienen.
Bei uns konzentriert sich der Ackerbau auf wenige, intensive Kulturen. Das führt auch zu schwindender biologischer Vielfalt. Der Widerspruch zwischen steigender Produktion und dauerhafter Erhaltung der natürlichen Ressourcen erfordert anspruchsvolle Strategien. Ein Beitrag kann der verstärkte Anbau von Eiweißpflanzen sein. Daraus können erhebliche ökologische und auch ökonomische Vorteile entstehen, nicht nur für die Tierproduktion.
So haben die Länderagrarminister auf ihrer Konferenz im August eine umfassende Eiweißfuttermittelstrategie auf europäischer Ebene gefordert. Dabei geht es auch darum, der zunehmenden Importabhängigkeit entgegen zu wirken. Zudem werden einige Eiweißpflanzen als Grundlage für die Produktion von Pflanzenölen verwendet. Solche, in dezentralen Ölmühlen hergestellte Öle können ohne Umwege direkt als Treibstoff für Traktoren und sonstige Landmaschinen genutzt werden. Es sind auch deutsche Landmaschinenhersteller, die an der Entwicklung solcher Motoren arbeiten. Dieser Weg würde dann auch den Raps für Schleswig- Holstein erhalten. Und gerade die bei der Pressung von Raps anfallenden Ölkuchen sind schon heutzutage wertvolle heimische Eiweißträger bei der Fütterung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere. 3



Wir müssen zusehen, dass wir regionale Wirtschaftskreisläufe erhalten und fördern. Das beinhaltet auch eine ressourcenschonende Herstellung und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln, verantwortungsvolle Wirtschaftsweisen, die von der Bevölkerung akzeptiert werden. Dies erhält die bäuerliche Landwirtschaft. So können wir Arbeitsplätze in den ländlichen Räumen sichern.