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20.03.14
10:08 Uhr
FDP

Anita Klahn: Schleswig-Holstein darf in der Bildungspolitik keine Insel werden!

FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1



Presseinformation Es gilt das gesprochene Wort!
Sperrfrist Redebeginn Wolfgang Kubicki, MdL Vorsitzender Christopher Vogt, MdL Nr. 132 / 2014 Stellvertretender Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Kiel, Donnerstag, 20. März 2014

Bildung / Gymnasien



www.fdp-fraktion-sh.de Anita Klahn: Schleswig-Holstein darf in der Bildungspolitik keine Insel werden! In ihrer Rede zu TOP 4 (Gesetzentwurf zur Schaffung von Wahlfrei- heit an Gymnasien) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:
„Die FDP-Fraktion hat sich entschieden, aufgrund der angespannten Situation an den Schulen, aber insbesondere durch bemerkenswerte Entwicklungen im gesamten Bundesgebiet hin zu G9 erneut die Fra- ge von G8 und G9 in Schleswig-Holstein auf die Tagesordnung zu heben.
Unser Gesetzentwurf schafft die Voraussetzung, dass Gymnasien wieder in eigener Verantwortung über die Einrichtung eines acht- oder neunjährigen Bildungsganges oder das parallele Angebot beider Bildungsgänge entscheiden können. Gymnasien können so wieder G8, G9 oder G-Y anbieten und den lokalen Bedürfnissen Rechnung tragen. Auch wird klargestellt, dass Gymnasien eine Oberstufe haben müssen.
Bleibt die vor kurzem erfolgte große Schulgesetznovelle, wonach an Gymnasien grundsätzlich der achtjährige Bildungsgang vorgeschrie- ben ist, unverändert, wird Schleswig-Holstein zukünftig bildungspoli- tisch isoliert. Die wenigen Gymnasien, die noch unter Bestandsschutz G9 oder das Y-Modell anbieten dürfen, werden dieses Bild nicht kor- rigieren.
Dazu werden in Schleswig-Holstein die Schülerinnen und Schüler flä- chendeckend benachteiligt, die sich aus verschiedenen Gründen ge- gen eine achtjährige Gymnasialzeit entscheiden wollen. Diese müs- sen nach dem jetzt geltenden Schulrecht auf eine Gemeinschafts- schule, ob diese Schulform für sie geeignet ist oder nicht.
Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 2 Also auch unter dem Aspekt die gesetzlich verbriefte Schulwahlfrei- heit zu einer echten Wahlfreiheit auszugestalten, halten wir Liberale es für wichtig, das Thema „Wahlfreiheit an Gymnasien“ erneut aufzu- greifen.
Auch dürfen wir den bundesweiten Trend zur Rückkehr zu G9 nicht außer Acht lassen. Jüngst hat die Bildungsministerin von Nieder- sachsen, die Rückkehr ihres Bundeslandes zu G9 erklärt. In Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg läuft dieser Prozess bereits; Rheinland-Pfalz ist niemals von G9 abgerückt. In Bayern, Hamburg und Berlin gibt es ebenfalls erfolgreiche Initiativen G9 an Gymnasien wieder einzuführen.
Auch wenn es Ihnen, meine Damen und Herren aus der Regierungs- koalition nicht gefallen wird, es bleibt festzustellen, dass Schleswig- Holstein unter einem liberalen Bildungsminister federführend bei der Einführung der Wahlfreiheit von G8 / G9 war. Dieses wurde von den anderen Bundesländern als vorbildlich anerkannt und übernommen. Sie tragen die Verantwortung dafür, wenn Schleswig-Holstein jetzt von der Entwicklung im Bundesgebiet abgekoppelt werden würde.
Erkennen Sie doch an, dass die überwältigende Mehrheit der Bevöl- kerung die Rückkehr zu G9 an Gymnasien will. In einer am 26.02.2014 veröffentlichten Forsa-Umfrage haben sich fast drei Vier- tel der Befragten (72 Prozent) dafür ausgesprochen, dass möglichst alle Bundesländer wieder zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) zu- rückkehren sollten. Bei den Befragten mit Kindern im Haushalt plä- dierten dafür sogar 75 Prozent. Diese Umfrage fügt sich damit in älte- re Umfragen ein, die alle ähnliche Ergebnisse lieferten. Die Akzep- tanz der Schulzeitverkürzung hat sich in den letzten zehn Jahren nicht verbessert, sondern ständig verschlechtert.
Nicht nur der Philologenverband erklärt deutlich, dass das flächende- ckende G8 gescheitert sei, da es unter den gegebenen Rahmenbe- dingungen gravierende Nachteile und keine substantiellen Vorteile von G8 gebe. Ohne deutlichen Anforderungsverzicht wird die Belas- tungssituation für die die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nicht zu beseitigen sein, erhoffte Einspar- und Verjüngungseffekte wurden gerade nicht realisiert. Die Inanspruchnahme von Auslandsaufenthal- ten während der Schulzeit ist zurückgegangen. Notwendige Zeit für Übung und Vertiefung fehlt. Insbesondere Jungen werden in der Mit- telstufe zu Bildungsverlierern.
Auch andere Vereine und Verbände fordern nachdrücklich die Rück- kehr zu G9. So stellt der Landesfeuerwehrverband, stellvertretend für viele Verbände, fest, dass sich das ehrenamtliche Engagement der Schülerinnen und Schüler durch die immer kompakteren und länge- ren Unterrichtszeiten des Abiturs nach acht Jahren deutlich verringert habe. Folge ist, dass die Feuerwehr, aber auch zahlreiche andere Sport- und Jugendvereine, mit einem verschärften Nachwuchsmangel zu kämpfen haben.
Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 3 G8 wurde ohne notwendige Anpassung der Rahmenbedingungen eingeführt. Schulbücher wurden nicht angepasst, Lehrer mit der Um- setzung allein gelassen – bis heute. Ein gesamtes Schuljahr mit 265 Unterrichtsstunden muss komplett in dem G8-Jahrgang aufgefangen werden. Das geht nur durch verlängerte Unterrichtszeiten. Und dies geht zulasten von anderen Freizeitaktivitäten mit den dort erlernbaren sozialen Kompetenzen.
Gerade Jugendliche brauchen auch Freiräume, um durch Teilnahme in Sportvereinen, gemeinsam zum Beispiel in einer Band Musik zu machen oder einfach gemeinsame Zeit mit Freunden zu verbringen, um dort ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, gerade Fachleute prognostizie- ren, dass unsere Kinder die Konkurrenzfähigkeit auf dem Bildungs- markt verlieren werden, wenn sich Schleswig-Holstein dem Trend der großen Bundesländer zur G9-Option entziehe. Ich fordere Sie daher auf, machen Sie Bildungspolitik endlich zur Chefsache.
Wir leben in einer Wissensgesellschaft und das Einzige was wir ha- ben, ist die Bildung und das Wissen unserer Kinder. Wir können es uns nicht leisten, dass unser Land zu einem Bildungsabsteiger wird. Wir dürfen nicht fahrlässig mit der Zukunft unserer Kinder umgehen. Wir brauchen die Innovationspotentiale und wir brauchen das Know- How.
Ihre Bildungsministerin manövriert sich jedoch mit ihrer ideologisier- ten Politik in eine Ecke. Sie bringt Eltern, Lehrer und Schüler gegen sich auf. Die derzeitige Politik ihrer Bildungsministerin ist nicht dazu geeignet, Frieden in die Schullandschaft zu bringen. Vielmehr treibt die Ministerin die Schulen fahrlässig in einen Existenzkampf, der un- sere gewachsene Schulstruktur erschüttert.
Sehr geehrter Herr Albig, ich möchte ihnen die Worte Ihres nieder- sächsischen Amtskollegen Stephan Weil näher bringen, der zur Ein- führung von G8 an Gymnasien folgendes ausführte:
„Ich habe daran [also an G8] von Anfang an erhebliche Zweifel ge- habt. Diese Zweifel sind im Laufe der Zeit nicht weniger geworden. Viele betroffene Jugendliche klagen über viel zu wenig Zeit für ein Leben jenseits der Schule. Eltern weisen uns auf den Druck und den Stress hin, unter dem ihre Familie leiden. Und insbesondere gibt es interessanterweise auch Kritik aus der Wirtschaft, denn viele Betriebe hadern mit der manchmal unübersehbaren fehlenden Reife ganz jun- ger Abiturienten.“
Und auf die Frage, ob eine Entscheidung für G9 an Gymnasien nicht zulasten der Gesamtschulen in Niedersachsen gehen würde, antwor- tet Weil:
„Das ist mir zu sehr um die Ecke gedacht. Für die Eltern und Schüler soll es ein gutes Schulangebot ihrer Wahl geben. Das gilt für Gymna- Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 4 sien und Gesamtschulen gleichermaßen. Ich lehne es ab, eine Schul- form künstlich schlechter zu behandeln, um die andere zu fördern.“
Ich frage Sie, Herr Ministerpräsident, erinnern Sie sich an ihre eige- nen Worte, die sie kurz nach Regierungsantritt gewählt haben? Sie haben von starken Gymnasien gesprochen und davon, dass endlich aufgehört werden muss, die Schulsysteme gegeneinanderzustellen.
Recht haben sie! Diese Politik muss ein Ende finden. Der vorliegende Gesetzentwurf schafft wieder die Wahlfreiheit für Gymnasien, den neunjährigen Bildungsgang oder G-Y einzuführen. Es handelt sich um keine zwangsweise Einführung von G9, sondern den lokalen Be- dürfnissen kann Rechnung getragen werden.
Das Turbo-Abi ist nie in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es geht hier um nicht mehr und nicht weniger als um die Bildung von zahlreichen Schülerinnen und Schülern, die durch die erheblichen Belastungen von G8 zu Teil so stark schulisch eingebunden sind, dass sie auf ehrenamtliches Engagement verzichten müssen.
Helfen wir diesen Schülerinnen und Schülern und sorgen dafür, dass die Schulen selbst entscheiden können, ein passgenaues Schulan- gebot vor Ort zu gewährleisten. Und im Hinblick auf die bundesweite Entwicklung füge ich hinzu: Schleswig-Holstein darf keine bildungspo- litische Insel werden.
Ich bitte um weitere Fachberatung im dafür zuständigen Bildungsaus- schuss.“



Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de