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18.06.14
17:19 Uhr
B 90/Grüne

Andreas Tietze zum Fahrradverkehr in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 09 – Fahrradverkehr in Schleswig-Holstein Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt der verkehrspolitische Telefon: 0431 / 988 - 1503 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53 Andreas Tietze: presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 249.14 / 18.06.2014 Wir müssen die Wege freimachen
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sehr geehrtes Präsidium,
hier, in diesem hohen Hause, finden zahlreiche Debatten zur Verkehrspolitik statt. Zu Au- tobahnen, zum Bahnverkehr und zum Nord-Ostseekanal. Zweifelsohne sind das alles wichtige Themen für Schleswig-Holstein.
Mir stellt sich allerdings die Frage, warum diskutieren wir immer nur über Milliarden für Autobahnen, wenn fast die Hälfte aller Fahrten nicht länger als 5 km ist?
Wichtige Teile unseres Lebens spielen sich in der Nahmobilität ab.
Einkaufen, Ausbildung, Hausarzt, um nur einige zu nennen. Fahrradfahren ist hier be- reits ein zentraler Bestandteil des Verkehrs. Und es wird immer wichtiger. Steigende Energiepreise und der Trend zum zentraleren Wohnen machen das Fahrrad für immer mehr Ziele im Alltag attraktiver. Außerdem ist es ein aktiver Beitrag zu Gesundheitsprä- vention – Bewegung tut uns allen gut.
Die Technik schreitet voran und öffnet dem Fahrrad immer mehr Bereiche des Lebens, z.B. die Elektromobilität. Während es nur ein paar tausend Elektroautos gibt und der Durchbruch noch auf sich warten lässt, steuern wir bei elektrisch unterstützten Fahrrä- dern bereits auf die zweite Million zu – eine echte Erfolgsgeschichte.
Gerade bei den Elektrofahrräder gibt es eine interessante Trendwende. Lag der Kun- denkreis anfangs hauptsächlich bei den Senioren, so sind es inzwischen die jungen Leu- te und Pendlerinnen und Pendler, die den Boom der Pedelecs vorantreiben.
Ein Fahrrad hat längst nicht mehr nur zwei Räder und ist keineswegs nur auf eine Per- son beschränkt. Tandems, Pedelecs, Lastenräder, Familienräder, Falträder erweitern den Fuhrpark – in Großstädten ist das Fahrrad auch die intelligentere Form der Fortbe- wegung. Man kommt schneller ans Ziel. Erfolge sind auch gerade im Mittelstand zu ver- Seite 1 von 2 zeichnen, so manche Pizza wird inzwischen nicht mehr mit dem Auto nach Hause gelie- fert, sondern mit dem Fahrrad.
Das Fahrrad ist mittlerweile zu einem Wirtschaftsfaktor geworden und fester Bestandteil eines Grünen Wachstums – schlagen Sie mal das Branchenverzeichnis in Bremen oder Berlin auf, zahlreiche Dienstleitungsunternehmen rund ums Fahrrad sind dort verzeich- net.
Zu einem Gewinnfaktor wird das Fahrrad auch für Zug und Bus auf dem Land. Unsere heutigen Linien, die nur ein paar Mal am Tag über die Dörfer „hockeln“, haben keine Zu- kunft. Nur starke Linien im Takt werden auf Dauer überleben.
Doch dazu müssen sie auch genutzt werden. Ein wichtiges Zukunftskonzept ist für meine Fraktion Bike & Ride, also die Vernetzung von Rad und ÖPNV. Diese Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg. Hier werden Verkehrs- und Energiewende zusammen gedacht.
Wir müssen die Wege freimachen, damit die Menschen die Haltestellen auch erreichen können, denn oft ist der Weg zum Bahnhof und von dort zum Ziel das Problem. Diesen Trends, hin zum Umsteigen, hin zu vernetzten Mobilitätsketten, hin zu neuen Rä- dern und hin zum Nutzen statt Besitzen, muss der Verkehr der Zukunft gewachsen sein.
Wir wollen hier strategisch, politisch wirken. Fahrräder gehören als fließender Verkehr grundsätzlich auf die Straßen und nicht auf die Gehwege. Das bietet auch Chancen: Wie viele der maroden Radwege sind denn überhaupt noch sanierungswürdig und sollten nicht lieber durch Schutzstreifen oder gleich durch Radschnellwege ersetzt werden?
Dieses ist auch vor dem Hintergrund der Verkehrssicherheit zu sehen. Sicherheit durch Sichtbarkeit!
Vision Zero – Das Ziel „Null Verkehrstote“ ist das Gebot der Stunde. Denn nur wenn sich die Menschen auf dem Rad sicher fühlen, nutzen Sie es auch.
Das gestrige Urteil des BGH zur Helmpflicht sehen wir mit Sorge. Es wäre das völlig fal- sche Signal, wenn es bei den Leuten zu Missverständnissen führt und jetzt alle ohne Helm fahrradfahren. Gerade Kinder und ältere Menschen sind hier bei Stürzen beson- ders gefährdet und schlimme Kopfverletzungen können durch das Helmetragen verhin- dert werden.
Die Landesregierung hat hier einen Bericht vorgelegt, der viele interessante Aspekte so- wie eine Basis für die dringend benötigten Impulse für einen attraktiven Radverkehr ent- hält.
Diese Basis gilt es, weiter zu entwickeln.
Wir Grüne wollen, dass der Straßenverkehr sich den Menschen anpasst und nicht um- gekehrt. Wir werden diesen Bericht gründlich auswerten, Gründlichkeit geht vor Schnel- ligkeit. Deshalb haben wir, anders als die Piraten, auch noch keinen Antrag formuliert, obwohl ihr Antrag Punkte enthält, die wir ausdrücklich begrüßen.
Wir möchten das Thema gerne mit Ihnen im Ausschuss diskutieren.

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