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20.06.14
14:19 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zu Organspende

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 48 – Organspende Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Marret Bohn: 24105 Kiel
Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 268.14 / 20.06.2014



Bereitschaft zur Organspende muss steigen
Eine Organspende kann Leben retten, bei schweren Erkrankungen und dramatischen Unfällen. Jeden und jede kann es treffen, an jedem Tag. Auch uns. Niemand ist gefeit vor Krankheit oder Unfallereignissen.
2013 wurden in Deutschland 4.059 Organe übertragen. 11.233 Menschen stehen auf der aktuellen Warteliste der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Ihr Leben ist bedroht. Ohne eine Spende könne sie auf Dauer nicht überleben. Vielen bleibt nur wenig Zeit.
Wir waren alle erschrocken über die Meldung, dass in Lübeck eine Mutter und ihre Tochter gleichzeitig an Leukämie erkrankt sind. Beide benötigen dringend eine Stamm- zellspende. Ein Aufruf wurde gestartet und war erfolgreich. Wir sind sehr froh, dass in dieser Woche nach der Mutter auch für die Tochter ein passender Spender gefunden werden konnte. Das ist wie ein „Sechser im Lotto“.
Für Transplantationen werden unterschiedliche Organe benötigt: unter anderem Herz, Niere, Leber, Lunge oder Pankreas. Bei den wenigsten Organen kommt eine Lebend- spende in Betracht. Deshalb sind wir ganz besonders auf die Spenden von Verstorbe- nen angewiesen. Das Verhältnis zwischen OrganspenderInnen und Einwohnerzahl ist nicht gut - leider.
Im vergangenen Jahr lag diese Quote im Bundesdurchschnitt bei 10,9. In der Region Nord, zu der auch Schleswig-Holstein gehört, mit 10,4 leicht darunter. Das ist bedauer- lich. Denn Organspenden können Leben retten!
Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Stiftung Organspende zeigt: 48 Prozent der Be- Seite 1 von 2 fragten vertrauen in das Organspende-System. 78 Prozent stehen einer Organ- und Gewebespende grundsätzlich positiv gegenüber. 68 Prozent wären sogar selbst zu ei- ner Spende nach ihrem Tod bereit. Aber – und darauf kommt es am Ende an - nur 28 Prozent der Befragten besitzen wirklich einen Organspende Ausweis! Es ist ein bekanntes Phänomen. In der Theorie finden fast alle etwas gut und richtig. In der Praxis, wenn es konkret wird, handeln die wenigsten auch so.
Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist nicht leicht. Es ist ein längerer Prozess zu einem Ergebnis zu kommen. Jeder und jede muss seine Entscheidung indi- viduell und frei von Zwang oder Druck treffen können
Eine Entscheidung kann zu jeder Zeit widerrufen oder verändert werden. Das ist völlig klar. Aber befassen sollte man sich mit der Frage der Organspende in jedem Fall!
Viele MotorradfahrerInnen besitzen einen Organspende Ausweis. Ihr Unfallrisiko auf der Straße ist ziemlich hoch. Sie haben sich mit einem möglichen „crash“ und dessen Folgen auseinandergesetzt. Sie könnten durch einen schweren Unfall auf ein Organ angewiesen sein, aber ebenso als Spender oder Spenderin Leben retten. Ich habe großen Respekt vor dieser Entscheidung.
Im November 2012 ist das Gesetz zur Einführung der sogenannten Entscheidungslö- sung in Kraft getreten. Alle BürgerInnen werden ab dem 16. Lebensjahr regelmäßig von ihrer Krankenkasse angeschrieben. Sie werden über die Organspende informiert und aufgefordert, sich mit dem Thema Organ- und Gewebespende auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen. Das kann für oder gegen eine Organspende sein.
Auch möglich ist, keine Entscheidung zu treffen. Dann wird man eben wieder ange- schrieben und erneut gefragt. Ich finde diese Entscheidungslösung sinnvoll und prakti- kabel. Es bleibt abzuwarten, ob sich auf diesem Weg die Spendenbereitschaft nachhal- tig steigern lässt. Ich hoffe das sehr.
Ganz persönlich und als Ärztin habe ich allerdings auch Sympathie für andere Lösun- gen. Andere Länder, z. B. Spanien, gehen so vor, dass grundsätzlich jeder und jede für eine Organspende in Frage kommt. Wer dies nicht möchte, muss aktiv widersprechen.
Diese Länder haben damit gute Erfahrungen und eine im Vergleich zu Deutschland deutlich höhere Anzahl von Organspenden (pro EinwohnerInnen). Wir können heute noch nicht sagen, wie die Entwicklung bei uns weiter gehen wird. Die Entscheidungslö- sung ist noch jung. Klar ist: die Bereitschaft zur Organspende muss steigen. Das ist un- ser gemeinsames Ziel.
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