73/2014 Kiel, 16. Juli 2014
Die Landeszentrale für politische Bildung gedenkt Dr. Ernst Hessenauers
Kiel (SHL) – Dr. Ernst Hessenauer, der erste Leiter des Amtes für staatsbürgerliche Bildung, der heutigen Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein, ist Ende Juni im Alter von 92 Jahren verstorben. Hierzu erklärt Heiko Vosgerau, Leiter der Lan- deszentrale für politische Bildung:

„Dr. Hessenauer war von 1956 bis 1984 Landesbeauftragter für staatsbürgerliche Bildung. In dieser Zeit verantwortete er den Aufbau des Amtes für staatsbürgerliche Bildung zu einer be- deutenden Instanz der politischen Bildung in Schleswig-Holstein. Sein besonderes Interesse galt dabei dem Kampf gegen die Politikverdrossenheit, insbesondere unter Jugendlichen. Be- reits 1957 attestierte er eine wachsende Entfremdung zwischen den politischen Eliten und der Bevölkerung. Gegen diese ‚Staatsverdrossenheit‘ müsse die politische Bildung angehen, um die Menschen für die Demokratie zu gewinnen. Ein weiteres Herzensanliegen Dr. Hessenauers war die Verständigung zwischen Deutschland und Israel. Gemäß seiner Devise ‚Lernen durch Kennenlernen‘ organisierte er zahlreiche Studienfahrten nach Israel.

Einen Namen als streitbarer Demokrat machte sich Dr. Hessenauer 1958, als er die Wahl des früheren SS-Generals und Kriegsverbrechers Heinz Reinefarth in den Schleswig-Holsteinischen Landtag öffentlich als ‚Todsünde für die Demokratie‘ anprangerte. Trotz eines öffentlichen Verweises durch den damaligen CDU-Ministerpräsidenten v. Hassel erntete der Christdemok- rat Hessenauer großen öffentlichen Zuspruch für sein deutliches, unabhängiges Auftreten.

Auch nach seiner Pensionierung blieb Dr. Hessenauer der Landeszentrale eng verbunden. Noch auf dem Festakt anlässlich des 50. Jubiläums der Landeszentrale 2007 trat er als Redner auf und formulierte ebenso temperamentvoll wie tiefgründig seine ‚Erwartungen an die politi- sche Bildung im 21. Jahrhundert‘.

Dr. Ernst Hessenauer hat die politische Bildung in Schleswig-Holstein über Jahrzehnte geprägt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeszentrale danken ihm für sein Lebenswerk. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.“
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