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26.02.15
16:34 Uhr
SPD

Martin Habersaat: Zentrales Element ist der Elternwille

Kiel, 26. Februar 2015 Nr. 053 /2015



Martin Habersaat:
Zentrales Element ist der Elternwille Zum 1. GEW-GymnasiallehrerInnentag „Gymnasien der Zukunft – Zukunft des Gymnasiums“ (25.2., Rendsburg) und zum Jahreskongress 2015 des Philologenverbandes „Das Gymnasium – Qualität ist Zukunft“ (26.2., Rendsburg) sagt Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:
Seit dem 1. August 2014 gilt in Schleswig-Holstein ein Schulgesetz, das in einem noch nie dagewesenen Bildungsdialog vorbereitet wurde und deshalb die Grundlage für eine Dekade der konstruktiven Ruhe für unsere Schulen sein kann. Dieses Schulgesetz sieht nach der Grundschule zwei weiterführende Schulen in der Sekundarstufe 1 vor: Gemeinschaftsschulen und Gymnasien. Gemeinschaftsschulen können in neun Jahren bis zum Abitur führen, Gymnasien in der Regel in acht Jahren. In der Sekundarstufe 2 wird dieses Angebot ergänzt durch die beruflichen Schulen, auch hier ist das Abitur ein möglicher Abschluss. Für Schülerinnen und Schüler, die andere Abschlüsse anstreben, gibt es ebenfalls vielfältige Angebote. Damit sind wir den Empfehlungen der Bildungskonferenzen gefolgt und damit befindet sich Schleswig-Holstein im Einklang mit bundesweiten Entwicklungen. Die Debatte um das Schulsystem ist aus Sicht der SPD abgeschlossen. Wenn jetzt „Schule für alle“ diskutiert wird, dann in dem Sinne, dass jede Schule sich bestmöglich um alle ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler kümmern können soll. Wie sich unsere Schulen in 30 Jahren entwickelt haben werden, ist schwer zu prognostizieren.
Der Elternwille ist ein zentrales Element unserer Bildungspolitik. Deshalb gibt es bereits in der Grundschule die freie Schulwahl statt früherer Schuleinzugsbereiche. Deshalb wurde die Schulartempfehlung abgeschafft zugunsten eines Beratungsgesprächs, nach dem die Eltern die 2



beste weiterführende Schule für ihr Kind wählen können. Warum die Philologen ein „Empfehlungsverbot“ für Grundschullehrkräfte beklagen, erschließt sich mir nicht. Ein Blick in die Grundschulverordnung – §7(2) – zeigt den folgenden Text: „In einem individuellen Gespräch beraten die Lehrkräfte die Eltern über die weitere schulische Laufbahn ihres Kindes.“ Wer kennt den Stand der Kompetenzen eines Kindes auch besser als eine Grundschullehrkraft nach vier Jahren Begleitung eines Kindes?
Letztlich war es auch der Wille von Eltern und Schülern, der dazu geführt hat, dass das Abitur nicht mehr ein exklusives Angebot von Gymnasien ist. Die Entwicklung von Schule ist nie abgeschlossen, auch nicht die Entwicklung der Schulart Gymnasium. Neue Kooperationen von Gymnasien mit Schulen anderer Schularten entstehen und werden mit Leben gefüllt. Auch Gymnasien werden sich dem neuen, freiwilligen „Schul-TÜV“ stellen, werden durch einen Blick über den Zaun besser werden wollen. Viele Gymnasien in Schleswig-Holstein haben sich auf den Weg der Inklusion begeben. Die Erfahrung zeigt, dass ersten Schritten oft weitere folgen. Kann der Besuch eines Gymnasiums künftig für mehr Schülerinnen und Schüler die richtige Wahl sein, die nicht das Abitur anstreben, weil sie beispielsweise nur in einem kleinen Fächerspektrum eine besondere Begabung haben? Finden die Inklusionsprojekte der Gymnasien in Bad Segeberg und Uetersen weitere Nachahmer?
Wenn der doppelte Abiturjahrgang 2016 die Gymnasien verlässt, wird Raum sein für eine Debatte über die Qualität des Abiturs in Schleswig-Holstein. Wie steht es um die Wissenschaftspropädeutik? Wie können Stärke in den Fachdisziplinen einerseits und fächerübergreifende Ansätze andererseits verbunden werden? Und wie müssen sich die Hochschulen im dritten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends auf ihre StudienanfängerInnen einstellen? Es gibt in den vergangenen Jahren immer mehr Hochschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt. Und obwohl das Angebot größer wurde, sind ihre Löhne im Schnitt gestiegen. Kreative, wissensbasierte Tätigkeiten nehmen zu. Es sind eher Routinetätigkeiten, die automatisiert werden. Wenn es in der dualen Ausbildung knapp wird, dann vielleicht auch wegen der Ausbildungsbedingungen und der Preise. 2013 haben laut KMK 38,7 Prozent der jungen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ihr Abitur abgelegt. Bundesweit waren es 46,1 Prozent – da geht noch was. Nicht aus „Akademisierungswahn“, sondern im Interesse optimaler Chancen für die jungen Menschen in unserem Land.