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21.06.19
13:10 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 39: Freie Theater: Die starren Grenzen zwischen institutioneller und Projektförderung sollten überwunden werden - REDE ZU PROTOKOLL

REDE ZU PROTOKOLL!



Kiel, 21. Juni 2019



TOP 39: Freie Theater im Land unterstützen – Förderstrukturen modernisieren (Drs. 19/1540)


Martin Habersaat:


Freie Theater: Die starren Grenzen zwischen institutioneller und Projektförderung sollten überwunden werden

„ „In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Hungerkünstlern sehr zurückgegangen. Während es sich früher lohnte, große derartige Vorführungen in eigener Regie zu veranstalten, ist dies heute völlig unmöglich. Es waren andere Zeiten.“ Soweit Franz Kafka in seiner Kurzgeschichte über die brotloseste aller Künste. Und heute sind viele Schauspielerinnen und Schauspieler davon nicht weit entfernt, vor allem, wenn sie nicht auf den großen Bühnen oder in Kino-Blockbustern auftreten, sondern an freien Theatern auftreten. Wir haben in den letzten Tagen den Rücktritt des Lübecker Theaterdirektors Christian Schwandt mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen. Wenn aber schon die hoch subventionierten Bühnen auf Landesebene geltend machen, dass das bisherige Finanzierungsmodell über den kommunalen Finanzausgleich und über örtliche Zuschüsse hinten und vorne nicht ausreicht, um den Betrieb zu gewährleisten, kann man sich unschwer vorstellen, wie die Situation der Theater in freier Trägerschaft ist.
Der laufende Haushalt hat für die Förderung der privaten und freien Theater einen Zuwachs von 285.000 auf 335.000 Euro gebracht. Davon entfallen 100.000 Euro auf Projektförderungen und 235.000 Euro auf nicht weniger als acht kleine Bühnen. Für diesen nicht sonderlich eindrucksvollen Betrag gibt es eine Förderrichtlinie, die die Förderung an jede Menge Voraussetzungen knüpft und sie zugleich unter Haushaltsvorbehalt stellt. Zur Qualitätssicherung 2



wird vom Ministerium eine Jury eingesetzt. Es ist unstrittig, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Haushaltsmitteln nicht ohne Bürokratie auskommt. Aber die aktuelle Förderrichtlinie läuft darauf hinaus, vorhandene Infrastrukturen zum Maß aller Dinge zu machen und künstlerische Innovation zu verhindern. Im Unterschied zu den etablierten großen Bühnen muss die Förderung freier, also nicht öffentlich getragener, kultureller Initiativen vielfältigen Organisationsformen Rechnung tragen, die keine umfangreiche Finanzbürokratie unterhalten können. Es ist daher richtig, die Richtlinie, die ohnehin mit Ende 2019 auslaufen wird, grundsätzlich zu überarbeiten. Die starren Grenzen zwischen institutioneller und Projektförderung sollten dabei überwunden werden, und ich bin davon überzeugt, dass die Jury aus Theaterfachleuten dabei eine wichtige Rolle spielen kann.
Es geht nicht nur darum, die viel beschworene vielfältige Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein am Leben zu halten, weil das für die kulturelle Grundversorgung der Bevölkerung so wichtig ist und weil es zugleich einen wichtigen Faktor für den Tourismus und damit für die Wirtschaft darstellt. Es geht schlicht und einfach auch um das Prinzip der Guten Arbeit. Die von mir genannten Haushaltsbeiträge, die für die freien Theater zur Verfügung stehen, tragen dazu bei, dass an den Theatern – an den öffentlichen, aber ganz besonders auch an den privaten – Arbeitsbedingungen und Einkommensbeträge vorherrschen, die eine gute Voraussetzung für eine Karriere als Hungerkünstler wären.“