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31.08.22
16:32 Uhr
B 90/Grüne

Catharina Nies zur Situation in den Kindertageseinrichtungen

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 2+34+38+42 – Elternentlastung und Entlastung der personellen Situation in Kindertageseinrichtungen und Pressesprecherin Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ fortsetzen Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt die kitapolitische Sprecherin der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Catharina Nies: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 164.22 / 31.08.2022



Unsere Kinder müssen im Fokus unserer KiTa-Politik stehen
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Gäste auf der Tribüne, liebe Kolleg*innen,
Nur, weil wir kaum noch Masken sehen, heißt das nicht, dass die Folgen der Pandemie verschwunden sind. Das eine mit dem anderen zu verwechseln, wäre kurzsichtig.
Die letzten Jahre waren hart. Unsere Kindertageseinrichtungen, all unsere Bildungsein- richtungen, haben während Corona Unglaubliches geleistet und das tun sie auch nach wie vor. Es ist wichtig, dass wir das sehen und anerkennen.
Die Personalsituation ist stark angespannt und wir müssen gegensteuern, um die Qualität an den KiTas zu erhalten. Deshalb wollen wir Grüne – gemeinsam mit der CDU – einen Personalergänzungsfonds auf den Weg bringen.
Wir wollen die pädagogischen Fachkräfte an den KiTas stärken, indem wir sie ganz ge- zielt dort entlasten, wo sie aktuell wertvolle Zeit in nicht-pädagogische Arbeit stecken; mit einem flexiblen KiTa-Budget für Unterstützungskräfte in Verwaltung und hauswirtschaft- licher Tätigkeit, auch um Vertretungslücken zu schließen.
Alle Expert*innen an den Kindertageseinrichtungen haben extreme Mehrfachbelastun- gen auf sich genommen, um uns während der Pandemie als Gesamtgesellschaft durch diese schwierige Zeit zu bringen. Und auch die Eltern haben eine große Last getragen.

Seite 1 von 3 Es ist mehr als deutlich geworden, dass eine verlässliche Kinderbetreuung und frühkind- liche Bildung nicht nur das Rückgrat unseres Arbeitsmarktes sind, sondern auch elemen- tar für die kindliche Entwicklung.
Und auch die Welt der Kinder wurde durch die Pandemie stark belastet. Sie waren mit- tendrin, wurden isoliert. Sie erlebten, wie ihre Bezugspersonen in KiTa und Kindertages- pflege hinter Masken auf Abstand gingen und nicht so verlässlich da waren wie norma- lerweise.
Sie mussten erleben, wie ein Elternteil seinen Job verliert oder langzeitkrank wurde. Viel- leicht mussten sie auch mehr Streit oder auch Gewalt erleben. Sie haben erlebt, dass die Großeltern sich ad hoc zurückgezogen haben oder gar nicht mehr wieder kamen. Auch sie haben Menschen verloren.
Und sie haben sich angepasst, haben weitergespielt, weitergemacht, auch weitergelä- chelt. So wie Kinder das nun mal meistens tun. Kinder haben ihre eigenen Strategien, mit Veränderung, Stress und Schmerz umzugehen.
Und als Mutter eines kleinen Jungen macht es mir große Sorgen, dass wir noch kaum einschätzen können, was die letzten Jahre mit unseren Kindern gemacht haben.
Traumatische Erfahrungen bleiben lange im Inneren verborgen, bevor sie sich äußern. Und die einen verarbeiten das sehr laut, die anderen sehr leise. Wir brauchen Zeit, um Belastungen von Kindern und ganzer Familiensysteme aufzuarbeiten. Zeit ist das wert- vollste, was Kindertageseinrichtungen unseren Kindern geben können. Und dafür möch- ten wir unsere Fachkräfte entlasten.
Die Opposition fordert nun aber lieber die Senkung der KiTa-Elternbeiträge. Der Vor- schlag der FDP würde 2023 allein 34 Millionen Euro kosten und sich dann immer weiter steigern. Der Vorschlag der SPD liegt völlig unrealistisch bei über 200 Millionen Euro jährlich.
Die Sorge vieler Eltern hinsichtlich der gestiegenen Energie-, Lebensmittel- und Miet- preise kann ich nachvollziehen. Familien spüren an allen Ecken und Enden einen enor- men Kostendruck. Das ist so und das wird hier auch niemand kleinreden.
Angesichts der aktuellen Preisspirale ist der Impuls richtig, Menschen finanziell entlasten zu wollen. Wir wollen das auch und setzen uns deshalb auf Bundesebene für ein 3. Ent- lastungspaket ein.
Aber wir müssen die Dinge landespolitisch auch richtig zuordnen. Das Geld für niedrigere Elternbeiträge würde in den KiTas fehlen – auch wenn die Opposition hier versucht, einen anderen Eindruck zu erwecken.
Und Familien mit wenig Geld würden von einer Senkung nicht profitieren, weil sie bereits von den Beiträgen befreit sind oder ermäßigte Beiträge nach der Sozialstaffel bezahlen.
Wenn wir es also schaffen, zusätzliche Mittel in den KiTa-Bereich zu bringen, dann möchte ich, dass dieses Geld auch bei unseren Kindern ankommt.
KiTas brauchen Zeit, um unsere Kinder genau anzuschauen, egal wie laut oder leise sie sind. Die, die sprechfähig sind, und auch die Kleinen, die nicht ausdrücken, was in ihnen vor geht, auch jene, denen es die Sprache verschlagen hat, oder die Kinder, die aus
2 einem Krieg kommen und mit dem Deutschen eine ganz neue Sprache erschließen müs- sen – eine ganz neue Welt.
Vergessen wir sie nicht!
Hier sind die Fachkräfte für Sprachbildung heute wichtiger denn je. Deswegen wollen wir, dass sich die Landesregierung für die Fortführung des Bundesprogramms der Sprach- KiTas einsetzt.
Und wenn Christian Lindner schon den Rotstift ansetzen muss, um seine Schulden- bremse ab 2023 durchzudrücken, dann brauchen wir mindestens eine ausreichende Übergangsphase zum neuen KiTa-Qualitäts-Gesetz, um die Sprach-Fachleute auch im System halten zu können. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren!
Die letzten Jahre waren hart und genau deshalb müssen unsere Kinder im Fokus unserer KiTa-Politik stehen.
Ich bitte Sie deshalb, unseren Anträgen zuzustimmen. Vielen Dank!
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