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15.12.22
17:20 Uhr
B 90/Grüne

Uta Röpcke zu Jugendberufsagenturen

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin Claudia Jacob TOP 11 – Landesweite und flächendeckende Einrichtung Landeshaus von Jugendberufsagenturen Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Dazu sagt die fachlich zuständige Abgeordnete Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de Uta Röpcke: www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 312.22 / 15.12.2022

Jugendberufsagenturen Hand in Hand mit den Akteur*innen vor Ort organisieren
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,
dass Jugendliche im Jahr 2022 wenig optimistisch auf ihre Ausbildungsperspektiven bli- cken, zeigt die Mitte des Jahres veröffentlichte repräsentative Befragung von jungen Men- schen durch die Bertelsmann Stiftung.
Die Studie belegt: Jungen Menschen fällt es heute noch schwerer als in vorpandemi- schen Zeiten, ihre eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt richtig einzuschätzen. Und ihre Angst vor Misserfolgen ist größer als jemals zuvor. Der Bedarf an einer individuellen 1:1 Begleitung ist durch die Pandemie noch einmal erheblich gestiegen und damit auch die Notwendigkeit der Bündelung von „Beratung aus einer Hand“ oder „unter einem Dach“, wie sie von Jugendberufsagenturen angeboten wird.
Expert*innen sind sich einig: Auf diese gestiegenen individuellen Orientierungs- und Be- ratungsbedarfe können Jugendberufsagenturen am besten reagieren. Ein guter Grund, sie flächendeckend einzurichten. Das ist - nach meinem Verständnis - auch Konsens in diesem Landtag. Genauso wie die Notwendigkeit, diesen Prozess von Seiten des Landes zu unterstützen und zu fördern, wie es das Land bereits mit der Anschubfinanzierung getan hat.
In dem Abschlussbericht der im Jahr 2019 durchgeführten Evaluation der Jugendberufs- agenturen in Schleswig-Holstein finden sich erste Erkenntnisse zu deren Wirkung auf die unterschiedlichen Zielgruppen und es lassen sich einige Handlungsempfehlungen ablei- ten. Sehr deutlich wurde dabei, dass es nicht nur um finanzielle, materielle und personelle
Seite 1 von 2 Ressourcen gehen darf, sondern die Kompetenzen und die Motivation der Mitarbeitenden vor Ort sowie die Einbindung in gewachsene und bestehende Netzwerke mindestens eine ebenso große Rolle spielen.
Ziel sollte also nicht ein „Masterplan“ des Landes und auch nicht ein einheitliches Er- scheinungsbild oder Branding der Marke „Jugendberufsagentur“ sein, sondern vielmehr die Berücksichtigung regionaler Relevanz und regionaler Besonderheiten. Jugendberufs- agenturen sind ein lernendes System. Sie müssen es auch sein, denn so divers wie die Landkreise und kreisfreien Städte sind auch die Standorte.
Aus diesem Grund werden wir dem Antrag der SPD-Fraktion nicht zustimmen, auch wenn uns das grundsätzliche Ziel eint, dass es landesweit Jugendberufsagenturen geben sollte. Wir wollen das aber nicht von oben herab vorschreiben, sondern Hand in Hand mit den Akteur*innen vor Ort organisieren.
Eine weitere zentrale Empfehlung der Wissenschaftler*innen ist darüber hinaus die früh- zeitige Einbindung aller potenziellen Akteur*innen in überregionale Austausch- und Netz- werkformate, von Beginn an über die verschiedenen Rechtskreise hinweg. Anders kann es nicht gelingen, den passenden Ansatz für die einzelnen, insbesondere die neuen Standorte, zu entwickeln. Interaktionsformate, fachlicher Austausch und Wissenstransfer müssen im Fokus stehen und genau diesen Weg schlagen wir mit unserem Antrag ein und der Landesregierung die Durchführung einer Fach- und Vernetzungstagung zur „Stärkung des Übergangsmanagements durch Jugendberufsagenturen“ vor.
Und, liebe Kolleg*innen, nur damit auch dieser Punkt nicht unerwähnt bleibt: Natürlich ist auch uns ein Monitoring zur Überprüfung der Wirksamkeit dieser seit 2015 etablierten Strukturen wichtig. Auch dafür finden sich Empfehlungen in der Evaluation und gleichzei- tig die Warnung, Jugendberufsagenturen nicht an Zielgrößen zu messen, auf die sie nur einen eingeschränkten und indirekten Einfluss haben.
Die Expert*innen empfehlen grundsätzlich von einer kausalen Wirkungsanalyse abzuse- hen und stattdessen die Jugendberufsagenturen mit einem gemeinsam zu entwickeln- dem, internem Monitoring zu begleiten. Ein solches Monitoring wurde gemäß der Evalu- ierung in den letzten zwei Jahren entwickelt und wird im nächsten Frühjahr an drei Stand- orten in Schleswig-Holstein in die praktische Testphase gehen.
Sie sehen: Wir sind also inhaltlich gar nicht so weit auseinander, halten aber – nicht zu- letzt auf Grundlage der erfolgten Evaluation – zum jetzigen Zeitpunkt den von uns be- schriebenen Weg für pragmatischer, erfolgsversprechender und damit am Ende auch für das effizientere Unterstützungssystem in der Fläche für junge Menschen in Schleswig- Holstein.
Vielen Dank!
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