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12.05.23
15:16 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu den TOP's 20+21: Kein Schulabschluss ist ein Problem

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 12. Mai 2023
Martin Habersaat: Kein Schulabschluss ist ein Problem TOP 20+21: Schulabschluss an Förderzentren anerkennen sowie Mündlicher Bericht zu jungen Menschen ohne Schulabschluss (Drs. 20/826, AltA 20/979, 20/829)
„Wer keinen Schulabschluss hat, hat ein Problem. Die Risiken heißen: keine Berufsausbildung, weniger Geld, schlechtere Gesundheit, früherer Tod.
Früher war der erste erreichbare Schulabschluss der Hauptschulabschluss. Heute heißt er ESA. Erster allgemeinbildender Schulabschluss. Den verfehlen in Deutschland vor allem junge Männer, in Schleswig-Holstein noch einmal mehr. Den verfehlen in Schleswig-Holstein außerdem besonders oft junge Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Das ist nicht in allen Bundesländern so schlimm wie hier.
Und den verfehlen in Schleswig-Holstein regelmäßig mehr junge Menschen als im Bundesschnitt, 2021 waren es 7,5 Prozent.
In Schleswig-Holstein muss in der Folge einer von fünf jungen Menschen zwischen 20 und 30 damit klarkommen, keine abgeschlossene Berufsausbildung und schlechtere Karten auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
Innerhalb Schleswig-Holsteins hat sich in den vergangenen Jahren eine Problemregion entwickelt, die wir sonst eher mit positiven Bilden wie Ostseestränden, Herrenhäusern und dem Hansa Park verbinden: Ostholstein.
Die Wahrscheinlichkeit, ohne Abschluss die Schule zu verlassen ist im Kreis Ostholstein fast dreimal so hoch wie im benachbarten Kreis Stormarn und höher als überall sonst in Schleswig- Holstein. 2011 lag Ostholstein noch dicht beim Landesschnitt.
Zwei Dinge darf man jetzt nicht tun:


1 Man darf nicht die Schuld bei Schülerinnen und Schülern mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund suchen.
Und man darf nicht versuchen, die Lage schönzureden.
Fast jede zehnte Lehrkraft in Schleswig-Holstein ist keine ausgebildete Lehrkraft. Es fehlen tausende Fachkräfte und nicht die immer wieder von Frau Prien behaupteten 200. Beim IQB- Bildungstrend für die Grundschulen ging es in allen Feldern bergab, zu gemeinsamen Konsequenzen konnten sich Sozial- und Bildungsministerin bisher nicht durchringen. Die Entlastung für Klassenlehrkräfte, wie die SPD sie fordert, wäre eine wichtige Maßnahme zum Gegensteuern, weil wir wieder Raum für Pädagogik brauchen.
Konzepte für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler brauchen wir über die Perspektivschulen hinaus. Und einen Blick auf die jungen Menschen. Nur zwei Bundesländer haben es 2020 geschafft, deren Daten absprachegemäß an die zuständigen Jobcenter zu übermitteln. Das waren Bremen und Hamburg. Und leider nicht das selbsternannte Digitalisierungswunderland Schleswig-Holstein, wo noch immer an jeder Schule das digitale Rad neu erfunden werden soll und wo es noch immer vom Zufall abhängt, welche digitalen Möglichkeiten Schüler*innen und Eltern an ihrer Schule vorfinden.
Ein Förderschulabschluss mit individuellem Bewertungsrahmen, bundesweit gleich gezählt, würde in der Statistik mehr Klarheit schaffen. Ohne ESA wäre nicht mehr gleichbedeutend mit „ohne Schulabschluss“. Die SPD stimmt deshalb dem vorliegenden Antrag zu.
Mit Blick auf das Leben der jungen Menschen braucht es aber mehr. Drei Notwendigkeiten will ich kurz skizzieren:
- Einen neuen Blick auf die Berufsperspektiven von Menschen mit Förderbedarfen, gemeinsam mit Beruflichen Schulen, Förderzentren, Jugendaufbauwerken, Werkstätten und erstem Arbeitsmarkt. - Eine Antwort auf die Frage, was mit 18jährigen passiert, denen das notwendige Sprachniveau für eine Ausbildung fehlt und Hilfe für die jungen Menschen, die sich wegen ungeklärter Aufenthaltsfragen nicht auf ihre Ausbildung konzentrieren können. Dazu lesen wir hoffentlich etwas im Masterplan für die Berufliche Bildung. - Fachkräfte und Ressourcen für inklusiv arbeitende Schulen. Das sind in erster Linie Gemeinschaftsschulen, berufliche Schulen und unterstützende Förderzentren. Mit Flexklassen (mehr Zeit für den ESA), aber auch mit Praxisklassen (mehr Beruf in der Schule) und anderen Konzepten.“


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