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13.07.23
10:38 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu den TOP's 12+13+23+46: Wer jetzt nicht handelt, betreibt Zeitspiel auf Kosten der Jüngsten

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 13. Juli 2023
Martin Habersaat: Wer jetzt nicht handelt, betreibt Zeitspiel auf Kosten der Jüngsten TOP 12+13+23+46: Übergang Kita – Grundschule und Verpflichtende Sprachtests und Offensive zur Stärkung der Grundschulen (20/1143, 20/1144, 20/1161, AltA 20/1237, 20/488, 20/931)
„2019 schlug der CDU-Politiker Carsten Linnemann vor, Kinder ohne Deutsch-Kenntnisse nicht einzuschulen. Ein Kind, das kaum Deutsch spreche, habe auf einer Grundschule noch nichts zu suchen. Aus meiner Sicht eine grausame Haltung. Wo sonst, wenn nicht an der Schule, soll denn der beste Ort zum Lernen sein?
Glücklicherweise setzte Linnemann sich mit diesem Vorschlag nicht durch. Auch Schleswig- Holsteins Bildungsministerin Karin Prien lehnte diesen Vorschlag ab. Stattdessen schlug sie seinerzeit vor: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir mit der Einführung einer Viereinhalbjährigen-Untersuchung den Sprachstand, aber auch die motorische Entwicklung der Kinder erfassen, um dann noch gezielter fördern zu können.“
Nun haben wir 2023 und stellen fest: Herr Linnemann macht in der CDU Karriere. Und Frau Prien hat es in diesen vier Jahren bei diesem Thema leider nicht vom „gut vorstellen“ zum „gut machen“ gebracht.
Das Konzept der Vorstellungsgespräche für Viereinhalbjährige wird seit vielen Jahren in Hamburg erfolgreich umgesetzt. Das zuletzt beispielsweise die IQB-Studie, deren Länderauswertung im Oktober 2022 veröffentlicht wurde.
Die Vorstellung der Viereinhalbjährigen stellt dort ein wichtiges Bindeglied beim Übergang von der Kita in die Schule dar, bei der auf die fachliche Expertise aus Kita und Grundschule zurückgegriffen wird. Oft steht die sprachliche Entwicklung im Mittelpunkt, selbstverständlich werden aber auch die körperliche, kognitive und emotionale Entwicklung einbezogen.
Das Vorstellungsgespräch bietet Eltern und Kind die Chance, einen ersten Einblick in die Schulen zu gewinnen. Eltern haben dabei die Gelegenheit, Antworten auf alle Fragen zur

1 Einschulung und zu möglichen Erwartungen, die an ihr Kind gestellt werden, zu erhalten. Für die Grundschulen eröffnet sich durch dieses Verfahren die Möglichkeit, die Bedingungen bis zur Einschulung zu verbessern und möglichst gute Startchancen für jedes Kind zu erreichen.
Im November 2022 berichteten Sozialministerin und Bildungsministerin gemeinsam im Bildungsausschuss und verkündeten, Verbesserungen beim Übergang von der Kita in die Grundschule hätten für sie „Priorität“.
Jetzt sind wieder acht Monate vergangen, ohne dass etwas passiert ist und ich frage mich, was mit den Themen geschieht, die Sie weniger prioritär angehen.
Heute haben wir als SPD-Landtagsfraktion Ihnen das erfolgreiche Hamburger Konzept als Antrag auf den Tisch gelegt. Ich hoffe, nach der ganzen Zeit erzählt uns niemand etwas von Prüfaufträgen oder Konzepterstellungen. Das wäre nichts anderes als ein verantwortungsloses Zeitspiel auf Kosten der Jüngsten. Jetzt heißt es: Ja sagen und machen.
Mit dem Vorstellungsverfahren allein ist es aber noch nicht getan. Auf Antrag von SPD und SSW hat die Landesregierung einen schriftlichen Bericht zum Übergang von der Kita in die Grundschule vorgelegt. Dafür vielen Dank. Wir hatten zahlreiche Fragen gestellt, um die Chancen von Kindern in Schleswig-Holstein in dieser wichtigen Phase besser beurteilen zu können.
In Schleswig-Holstein sind für diesen Übergang nicht weniger als drei Ministerien zuständig: Die Kitas und ihr Bildungsauftrag werden vom Sozialministerium verantwortet, für die Schulen ist das Bildungsministerium zuständig und für die Schuleingangsuntersuchungen das Ministerium für Justiz und Gesundheit zusammen mit den Gesundheitsämtern der Kreise.
Kein Wunder, dass die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende im Rahmen des Prozesses für ein neues Grundsatzprogramm fordert: „Das Zustandswirrwarr muss aufgelöst werden.“
Weil die Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen starten, ist es eine wichtige Aufgabe der Grundschulen, sie alle ausgehend von ihrem jeweils unterschiedlichen Entwicklungsstand in den basalen sprachlichen, mathematischen und sozial- emotionalen Kompetenzen individuell zu fördern. Das gelingt umso besser, je besser die Vorarbeit in der Kita ist und je besser darauf aufgebaut werden kann.
Aber genau hier hakt es an verschiedenen Stellen:



2 - Manche Kinder besuchen gar keine Kita. Über die Gründe dafür liegen für Schleswig- Holstein keine Daten vor. - Grundschulen und Kitas sollen Kooperationsvereinbarungen haben. Weil es im Gesetz steht, geht das Ministerium davon aus, dass diese vorhanden sind. Inhaltliche Vorgaben oder landesweite Qualitätssicherung gibt es nicht. - Regelmäßige, gegenseitige Besuche und Hospitationen der Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen und der Lehrkräfte sind zulässig, über konkrete Kinder dürfen die pädagogischen Fachkräfte dabei absurderweise nicht sprechen. Für die Form des Informationsaustauschs stehen keine landesweiten Standardsetzungen zur Verfügung. - Die Förderzentren sind für vorschulische Prävention zuständig. Dafür gibt es 49 Vollzeitstellen. Wie viele Kinder werden in welchen Schwerpunkten gefördert? Das weiß leider keines der drei beteiligten Ministerien. - Aktuelle Daten zur Schuleingangsuntersuchung für den Untersuchungsjahrgang 2021/22 liegen noch nicht vor. Erst Ende 2023 soll ein Bericht erscheinen. 2019/20 und 2020/21 haben die Schuleingangsuntersuchungen nicht flächendeckend stattgefunden. - Die ersten zwei Jahrgangsstufen legen die Basis für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Viele Schulen organisieren eine jahrgangsübergreifende Eingangsphase (JÜL), um den unterschiedlichen Voraussetzungen gerecht zu werden. Während das in Nordfriesland und Flensburg beispielsweise die Regel ist, kommt es in Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg praktisch nicht vor. Warum?
An zu vielen Stellen lautet die Antwort: Wir wissen es nicht. Das müssen wir ändern. Daher unser zweiter Antrag.
Wir haben Kitas und Schulen, die Großartiges leisten und die in landesweite Konzepte eingebunden werden sollten.
Hinsehen. Problem erkennen. Lösung entwickeln. Machen. So stellen wir uns das vor!“



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