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13.07.23
11:40 Uhr
B 90/Grüne

Malte Krüger zum Übergang von Kita zur Grundschule

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin TOP 12 + 13 + 23 + 46 – Übergang Kita – Grundschule: Claudia Jacob Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Malte Krüger: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 223.23 / 13.07.2023


Schwarz-Grün hat die Bildung der Kleinsten im Blick! Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,
Kinder sind einzigartig. Der Bericht der Landesregierung stellt das ganz zu Beginn in den Mittelpunkt. Unsere Aufgabe ist es, unser Bildungssystem so aufzustellen, dass es diese Einzigartigkeit annehmen kann. Dass wir da fördern, wo es nötig ist, um gleiche Bildungs- chancen zu ermöglichen. Menschen haben ein Recht auf diese Bildungschancen und unser aller Anspruch muss es sein, für dieses Ziel so viel zu tun, wie wir können.
Deshalb wollen wir ein früheres Screeningverfahren, die Viereinhalbjährigen-Gespräche, für angehende Schüler*innen vor der Schuleingangsuntersuchung erproben – nach Mög- lichkeit auch für Kinder, die nicht in eine Kindertageseinrichtung gehen. Wir wollen Fami- lien in das Verfahren einbinden und den Informationsaustausch zwischen Kindertages- einrichtungen, Grundschulen, Eingliederungshilfe und Jugendhilfe stärken. Und wir wol- len gezielt im Umfeld unserer Perspektivschulen auch schon im vorschulischen Bereich fördern.
Dabei muss das Kind im Mittelpunkt stehen. Und für gute Bildung sind basale Kompeten- zen - Lesen, Schreiben und Rechnen - enorm wichtig. Aber es ist auch sowas wie Neu- gierde, Kreativität und Kommunikationsfähigkeit wichtig. Einfach gesagt: Schule muss Spaß machen.
Damit diese Freude und Neugierde auch entstehen und wachsen kann, sollten Schü- ler*innen gut für die Schule vorbereitet sein. Gerade im sprachlichen Bereich haben wir in den letzten Jahren das Förderangebot in der Kita deutlich gestärkt. Über sieben Milli- onen Euro geben wir jährlich für das Sprach-Kita-Programm aus, weitere zwei Millionen Euro für die Unterstützung von SPRINT (Sprachförderung intensiv), für Sprachheilförde- rung und für die Sprachbildung unseres Kita-Personals. Seite 1 von 3 Während zum Beispiel für die SPRINT-Kurse eigene Gruppen gebildet werden, die dann über 20 Wochen hinweg intensiv zusammenarbeiten, findet langfristige Sprachförderung im besten Fall alltagsintegriert statt, ohne dass die Kinder aus ihrer Gruppe herausge- nommen werden. So können sie voneinander lernen und erleben Diversität als etwas Bereicherndes. Und sie lernen von und mit den Bezugspersonen, die sie oft seit Jahren täglich begleiten – eine Qualifizierung zur alltagsintegrierten Sprachförderung ist zum Beispiel für alle Kita-Fachkräfte in landesgeförderten Einrichtungen verpflichtend.
Die Schuleingangsuntersuchung findet allerdings kurz vor der Einschulung statt, zum Teil nur wenige Monate vor dem ersten Schultag. Dann zum Beispiel bei sprachlichen Defizi- ten über einen Sprach-Intensiv-Kurs nachzusteuern, stellt Kommunen, Eltern, vor allem aber das Kind vor große Herausforderungen. Ein früheres Screening kann hier sicher dazu beitragen, Eltern und Kinder bei der Vorbereitung des Übergangs in die Grund- schule zu unterstützen.
Aus Hamburg hören wir viel Gutes über die dort gängigen Vorstellungsverfahren für Vier- einhalbjährige. Gut eineinhalb Jahre vor der Einschulung tauschen sich Kind, Eltern und Grundschule über den Entwicklungsstand des Kindes aus. Mit Einverständnis der Eltern werden auch die Kompetenzeinschätzungen der Fachkräfte in der Kita an die Schule übermittelt und mit Hilfe der dortigen Beobachtungen ergänzt. Und es werden Bereiche dokumentiert, in denen Förder- oder Unterstützungsbedarf besteht. Von diesem frühen Screening können wir uns sicherlich viel abschauen.
Schleswig-Holstein ist allerdings nicht Hamburg, wir haben ganz unterschiedliche und einzigartige Kreise und kreisfreie Städte. In Hamburg liegt die Bevölkerungsdichte bei knapp 2.500 Einwohner*innen je Quadratkilometer – in Steinburg bei 125. Wege zwi- schen Zuhause, Kita und Grundschule, aber auch Kommunikationswege sind hier zuwei- len viel weiter, auch unsere Schulverwaltung ist anders organisiert. Ein Modell für den Übergang von Kita zur Grundschule muss in Neumünster vielleicht ganz anders ausse- hen als in Dithmarschen. Schleswig-Holstein ist vielfältiger als Hamburg und das muss natürlich bedacht werden.
Die Schulämter, die Jugendämter, die Fachkräfte vor Ort kennen die Gegebenheiten und geben sich alle Mühe, jungen Menschen in ihrer Region gute Chancen im Bildungssys- tem zu ermöglichen, das ist dem Bericht zu entnehmen. Die durch das Sozialministerium veröffentlichte Broschüre „Den Übergang gestalten“ unterstützt sie dabei, gibt Beispiele für Kooperationsvereinbarungen und funktionierende Konzepte. Bei der Erprobung eines früheren Screenings sollten wir darauf achten, gute regionale Lösungen nicht einfach zu übergehen, sondern mitzunehmen.
Für mich bieten unsere Perspektivschulen ideale Bedingungen. Engagierte Schulleitun- gen und Lehrkräfte arbeiten in einem eng wissenschaftlich begleiteten Umfeld an Lösun- gen für Schulen mit besonderen Herausforderungen. Hier sollten wir die früheren Scree- ningverfahren zuerst erproben. Es muss klar sein, dass das Verfahren nicht diskriminiert, indem es defizitorientiert nur nach Schwächen sucht, sondern dass es auch Stärken her- aushebt und Mut macht.
Natürlich ist mit dem Tag der Einschulung der Übergang von Kita zur Grundschule nicht vorbei und unsere Arbeit sicher auch nicht. Mit dem Handlungsplan „Basale Kompeten- zen“ haben wir uns die Aufgabe gegeben, Bildung gerade in den ersten Schuljahren zu stärken. Zum Beispiel durch zusätzliche Deutsch- und Mathestunden, die aber nur dann wirken können, wenn qualifizierte Lehrkräfte auf Grundlage wissenschaftlicher 2 Erkenntnisse unterrichten, die noch schneller als heute ihren Weg in den Klassenraum finden müssen. Oder durch einen Grundwortschatz, der die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln muss und nicht zu sehr vereinfachen darf.
Eine weitere große Herausforderung steht uns mit dem Ganztag bevor. Dieser muss mehr sein als Hausaufgabenbetreuung. Wir brauchen eine Zusammenarbeit mit Verei- nen, außerschulischen Angeboten, Förderung für diejenigen, die im Schulalltag abge- hängt werden. Hier sind noch sehr viele Fragen offen, was Qualitätsstandards, Rauman- sprüche und den Fachkräftebedarf, Bildungsleitlinien und Fachanforderungen angehen.
Letztlich können wir diese Aufgaben nur nachhaltig lösen, wenn der Bund uns dabei un- terstützt. Startchancenprogramm, Bildungsmilliarde, Unterstützung beim Ganztags-Aus- bau – uns wurde immer wieder viel versprochen. Ich erwarte hier von der Bundesbil- dungsministerin und auch vom Bundesfinanzminister, dass sie endlich ihre Versprechen einlösen und der Bildung den Wert beimessen, den sie auf ihren Wahlplakaten noch so betont haben.
Denn wir haben noch viel vor. Diese Koalition, diese Landesregierung hat die Bildung – vor allem bei den Kleinsten – im Blick
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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