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13.10.23
11:55 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 14: Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 13. Oktober 2023
Martin Habersaat: Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein TOP 14: Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein (Drs. 20/1454)
„Deutschland befindet sich an einem wesentlichen Kipppunkt im demographischen Wandel. Der Fachkräftemangel ist an den Schulen angekommen. Gleichzeitig werden aus verschiedenen Gründen (z.B. steigende Schülerzahlen, zusätzliche Ressourcen für Schulen in schwierigen Lagen, Inklusion, gut gemachter Ganztag) mehr Fachkräfte gebraucht.
Ein Blick in den Bericht zur Unterrichtssituation 2022 offenbart: 6,9 Prozent der Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. An Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe sind es 8,5 Prozent, an Förderzentren 12,8 Prozent und an Grundschulen sogar 14,1 Prozent. Über alle Schularten heißt das, das jede zehnte Lehrkraft in Schleswig-Holstein keine fertig ausgebildete Lehrkraft ist. Hinzu kommen ca. 200 unbesetzte Stellen und solche, die mit Lehrkräften besetzt sind, die für Unterricht nicht zur Verfügung stehen (Mutterschutz, Sabbatjahr, Erkrankung etc.).
Die KMK rechnet 2025 mit 20.130 fehlenden Lehrkräften. Dabei fehlen vor allem Grundschullehrkräfte und Sonderpädagog*innen. Der Bildungsforscher Klaus Klemm bemängelt, dass bei diesen Bedarfszahlen Entwicklungen wie Inklusion, Ganztag und die Förderung von Brennpunktschulen unberücksichtigt geblieben sind und die Angebotsseite nicht valide berechnet ist. Besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) werde nur ein Drittel der Stellen fachlich adäquat besetzt werden können. Klemm kommt für 2025 eine Lücke von 45.000, 2030 schon auf eine von 81.000. Dramatisch sieht es auch für einzelne Fachrichtungen an den Beruflichen Schulen aus.
Es muss also so richtig war passieren und es waren sich nahezu alle Fachleute einig, dass die ersten Maßnahmenpakete der Landesregierung noch nicht so richtig in diese Kategorie gehören. Es müssen Maßnahmen sein, die der Größe des Problems entsprechen und möglicherweise auch solche, die wir ablehnen würden, wenn die Not weniger groß wäre.



1 Mir war es immer sehr wichtig, dass Lehrkräfte mindestens zwei Fächer studiert haben und so auch besser als Klassenlehrkräfte eingesetzt werden können. Und dennoch sage ich jetzt, dass in allen Mangelfächern Ein-Fach-Lehrkräfte eingestellt werden sollten.
Hamburg hat einen neuen Masterstudiengang aufgelegt, um Menschen mit anderen Abschlüssen einen planbaren Weg ins Lehramt zu ermöglichen. Wir haben bereits viele dieser Menschen an unseren Schulen. Helfen wir ihnen! Gerne auch unter Beteiligung anderer Standorte als den Unis an der Ostseeküste.
Das Beamtenrecht und die Schulwirklichkeit passen nicht mehr gut zueinander. Wie ist es mit dem Wechsel von der Schule in die Wirtschaft und zurück, mit der Aufteilung der Arbeitszeit auf mehrere Arbeitgeber wie zum Beispiel Schule und Hochschule usw.?
Uns begegnen an unseren Schulen heute Bachelor-Studierende als Klassenlehrkräfte. Und die betreuen dann Master-Studierende im Praktikum. Wir brauchen Unterstützungsstrukturen an den Hochschulen, um einerseits die Abbruchquote zu verringern und andererseits Studierende zu stärken, die bereits im Arbeitsfeld Schule tätig sind. Und diese Strukturen brauchen wir dauerhaft.
Wir brauchen ressourcengestützte Unterstützungsstrukturen an den Schulen, um Lehrkräfte in der Berufseingangsphase und Vertretungslehrkräfte ohne entsprechende Ausbildung im Arbeitsfeld Schule regelhaft zu unterstützen. Wir wollen die Studienberatung verbessern. Es braucht Strukturen an Schulen, die mit der Arbeitszeit und Kraft von Lehrkräften sorgsam umgehen. Die zweite Phase der Lehramtsausbildung muss der Nachfrage nach Plätzen angepasst werden. Wir müssen anders mit Lehrkräften aus dem Ausland umgehen, mit mehr Unterstützung für diese, aber auch die ausbildenden Schulen. Die Allianz für Lehrkräfte braucht einen Etat für strukturelle Maßnahmen und die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen muss weiter abgebaut werden.
Die Landesregierung nimmt in ihrem Alternativauftrag einige dieser Gedanken auf. Immerhin. Aber lassen Sie mich zwei Dinge deutlich sagen: Quer- und Seiteneinsteigern fehlt es nicht an Beratung, sondern an planbaren Wegen ins System, wie Hamburg sie geschaffen hat. Und: Wer immer wieder betont, Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten zu wollen, darf nicht dabei stehen bleiben, an fünf Schulen drei Jahre lang Verwaltungskräfte zu erproben und perspektivisch von den Schulen fordern, dafür auf Lehrkräfte zu verzichten!“



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