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02.11.23
15:58 Uhr
SPD

Martin Habersaat: "Auch in Deutsch geht es bergab und Unterschiede werden größer"

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 13051 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de
PRESSEMITTEILUNG #685 - 02.11.2023
Martin Habersaat: Auch in Deutsch geht es bergab und Unterschiede werden größer
Am 2. November berichtete Bildungsstaatssekretärin Dr. Stenke im Bildungsausschuss zum „IQB- Bildungstrend 2022 - Sprachliche Kompetenzen am Ende der 9. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich“. In Schleswig-Holstein hatten über 1.700 zufällig ausgewählte Schülerinnen und Schüler aus jeweils ein bis zwei Klassen an 96 zufällig ausgewählten Schulen teilgenommen (55 Gemeinschaftsschulen, 34 Gymnasien, 7 Förderzentren). Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und selbst Deutschlehrer, fasst seine Erkenntnisse so zusammen:
„Der Trend der letzten IQB-Studien setzt sich fort, es geht bergab mit den Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler. Dabei stimmen mich besonders drei Umstände besorgt:
1. Schleswig-Holstein steht bei den Leistungen im Deutschunterricht zwar nicht auf dem letzten Platz aller Länder, teilweise steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards verfehlen, hier aber so stark wie in keinem anderen Bundesland. Der Anteil derer, die den Optimalstandard erreichen, geht dagegen zurück. Geht es so weiter, ist der Vorsprung vor der roten Laterne bald verspielt. Die Aussage der Landesregierung, dass man jetzt nur nachhole, was andere Länder bis 2015 erlebt haben, beruhigt mich nicht. 2. In Deutsch, aber auch in Englisch, nimmt die Streuung der Kompetenzwerte zu. Das heißt, gute und schlechte Leistungen liegen weiter auseinander, die Heterogenität der gezeigten Leistungen ist größer geworden. Es gelang unseren Schulen zwischen 2015 und 2022 weniger gut als im vorangegangenen Untersuchungszeitraum, alle Schülerinnen und Schüler mitzunehmen. Das zeigt sich auch an einem anderen Beispiel: In keinem Bundesland ist in der Orthographie der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen so ausgeprägt wie in Schleswig-Holstein. 3. Insgesamt haben in Deutschland 37,7 Prozent der Schüler*innen in den neunten Klassen einen Migrationshintergrund. Dabei schwankt diese Zahl zwischen 10,6 Prozent in Sachsen-Anhalt und 57,1 Prozent in Bremen. Schleswig-Holstein hat mit 28,1 Prozent den niedrigsten Wert aller westdeutschen Länder, trotzdem fielen Kinder mit Migrationshintergrund besonders stark zurück, obwohl 2009 bis 2015 eine Verringerung des Abstands erreicht werden konnte.
Auf der Suche nach Erklärungen und Gegenmaßnahmen empfehle ich drei Schwerpunkte: Es sollte im Deutschunterricht versucht werden, mehr Wert auf die Mindeststandards zu legen und gleichzeitig das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Fach zu stärken - das geht am besten über Lebensweltbezug. Zweitens müssen wir uns den DaZ-Bereich vornehmen. Drittens brauchen wir eine Offensive für den gebundenen Ganztag. Vollgebundene Ganztagsschulen haben in Deutschland einen Anteil von 19,2 Prozent, Schleswig-Holstein liegt mit 1,8 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Bei teilgebundenen Formen (D: 16,6 Prozent, SH: 7 Prozent) sieht es kaum besser aus. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 23,1 und 17,9 Prozent.
Gleichzeitig wage ich auch Aussagen darüber, woran es nicht liegt: Corona hat überall stattgefunden. Es liegt auch nicht an der Zahl der Schüler*innen mit Migrationshintergrund (s.o.). Es liegt nicht an der Inklusion. Und die Summe der vorgesehenen Unterrichtsstunden in Deutsch und Englisch in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 an allgemeinen Schulen ist in Schleswig-Holstein eher höher als niedriger als in
1 den anderen Ländern. Wir werden also endlich mal über die unterrichteten Stunden sprechen müssen als immer wieder über die zu unterrichtenden.
Übrigens: Seit 2019 kündigte Karin Prien an, dass nach Hamburger Vorbild Sprachstandserhebungen für Viereinhalbjährige eingeführt werden sollen. Und seit 2019 geht Jahrgang um Jahrgang an diesen Maßnahmen vorbei, weil schlicht nichts passiert. Hinter den Kulissen scheinen sich die Ministerinnen Prien (Bildung, CDU) und Touré (Soziales, Grüne) nicht über ein Konzept einig zu werden. Immerhin: Bald soll es losgehen. Ab 2024/25 kann das Land auf ‚Perspektivkitas‘ hoffen. Allerdings nicht flächendeckend und noch weit vom Hamburger Vorbild entfernt. Es ist zu hoffen, dass nicht wieder eine Maßnahme für drei Jahre an fünf Schulen erprobt wird, bevor sie ins Land kommt.“



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