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24.11.23
13:16 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 24+26: Perspektivschulen und IQB-Desaster verdienen Antworten

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 24. November 2023
Martin Habersaat Perspektivschulen und IQB-Desaster verdienen Antworten TOP 24+26: Planungssicherheit für die Perspektivschulen sowie Konsequenzen aus den alarmierenden Ergebnissen des IQB Bildungstrends 2022 in der Sekundarstufe I (Drs. 20/1558, 20/1583)
„62 Schulen, die in einem sozial herausfordernden Umfeld liegen, erhalten bislang aus dem Perspektivschul-Programm eine zusätzliche Unterstützung, um für sich und ihre Schülerinnen und Schüler eine neue Perspektive entwickeln zu können. Am 31. Juli 2024 läuft das bisherige Programm aus. Schon im Mai 2023 hat der Landtag beschlossen, es zu verlängern.
Inzwischen ist klar, dass über das Startchancen-Programm des Bundes weitere Mittel für dieselben Zwecke bereitstehen werden und nicht nur die bisherigen Schulen weiter gefördert, sondern sogar zusätzliche Schulen in das Perspektivschul-Programm aufgenommen werden aufgenommen werden können.
Trotzdem müssen bisher schon geförderte Schulen und über das Perspektivschul-Programm Beschäftigte nach aktuellem Stand noch mindestens bis zum Haushaltsbeschluss im März 2024 warten, bis sie verbindlich Klarheit über ihre Zukunft haben. Es wäre im Interesse der Schulen und der betroffenen Fachkräfte, Eltern, Kinder und Jugendlichen, bereits jetzt in die Planungen für das kommende Schuljahr einsteigen, Mittel vergeben und Verträge verlängern zu können. Dabei können die nichts dafür, dass die Regierung Günther sich bis März Zeit nehmen will für den Haushalt 2024.
Was hindert Sie daran, den Schulen heute mitzuteilen: Geht nicht von Mittelzuwächsen aus. Aber plant gerne für die Zeit ab August 2024. Sichert euch eure guten Leute, verlängert die Verträge. Was? Ihren Änderungsantrag hätten Sie sich auch sparen können. Auf alte Beschlüsse hätten Sie auch mündlich verweisen können.
Und wo wir schon einmal über das Perspektivschulprogramm sprechen: Es ist zwar gut, aber es ginge noch besser. Ich halte es für absurd, dass die eine Perspektivschule mit ihren Mitteln Klassenlehrkräfte entlasten und deren pädagogische Rolle stärken darf, die andere


1 Perspektivschule aber nicht. Frau Prien, da würde sich Sie bitten, sich einmal die Mühen der Ebene aufzuladen und für landesweit ähnliche Möglichkeiten zu sorgen.
Perspektivschulen sind auch eine geeignete Antwort auf das wiederholte Desaster beim IQB- Bildungstrend. Eine Antwort. Sie dürfen nicht die alleinige Antwort sein, senn wenn wir 62 Schulen mit diesem Programm stärken, bleiben noch über 700 Schulen im Land übrig, bei denen wir es nicht tun. Und auch an diesen Schulen gibt es junge Menschen, die Unterstützung verdienen.
Die IQB-Studien verfolgen, wie die von der Kultusministerkonferenz gesetzten Standards in den Ländern erreicht werden. Beim IQB-Bildungstrend 2022 in der Sekundarstufe I ging es um Deutsch und Englisch. In Schleswig-Holstein gab es im Fach Deutsch teilweise deutlich höhere Kompetenzeinbußen als in anderen Ländern. Die Streuung der Kompetenzwerte, also die Verteilung zwischen guten und schlechten Ergebnissen, hat sich in Schleswig-Holstein deutlich erhöht. Schüler*innen aus zugewanderten Familien erreichen in allen Kompetenzbereichen im Durchschnitt signifikant geringere Kompetenzen als Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund.
Uns war das Thema so wichtig, dass wir es im Landtag zur Sprache bringen wollen. Aus unserer Sicht muss es mindestens vier Konsequenzen geben.
1. Ganztag: Die Zahl der vollgebundenen und teilgebundenen Ganztagsschulen wird deutlich erhöht. Bei der Umsetzung des Rechts auf Ganztag in der Grundschule ab 2026 wird ein besonderer Schwerpunkt auf Konzepte der stärkeren Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten und die damit verbundenen pädagogischen Möglichkeiten gesetzt. Vollgebundene Ganztagsschulen haben in Deutschland einen Anteil von 19,2 Prozent, Schleswig-Holstein liegt mit 1,8 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Bei teilgebundenen Formen (D: 16,6 Prozent, SH: 7 Prozent) sieht es kaum besser aus. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 23,1 und 17,9 Prozent. 2. Deutsch: Unter Beteiligung von Wissenschaft, IQSH, Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern wird ein „Masterplan Deutsch“ entwickelt. Dabei soll es um Motivation und das Interesse am Deutschunterricht gehen, aber auch um Fragen nach dem lebensweltlichen Bezug des Fachs, der Bedeutung von Orthografie bei zunehmender Nutzung digitaler Tools, dem Stellenwert eines Literaturkanons, einer besseren Verbindung von Grammatik, Orthografie und Literatur sowie generell der Nutzung digitaler Medien im Deutschunterricht. Im IQB-Bildungstrend wird ein enger Zusammenhang zwischen dem Interesse am Fach und den erreichten Kompetenzen erkennbar. Vor allem ein stärkerer



2 Lebensweltbezug scheint geeignet, dem entgegenzuwirken. Wir lernen alle besser, wenn wir wissen, warum wir lernen sollen. 3. DaZ: Unter Beteiligung von Wissenschaft, IQSH, Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern werden die Konzepte für Deutsch als Zweitsprache und durchgängige Sprachbildung in Schleswig-Holstein überprüft und verbessert. Insgesamt haben in Deutschland 37,7 Prozent der Schüler*innen in den neunten Klassen einen Migrationshintergrund. Dabei schwankt diese Zahl zwischen 10,6 Prozent in Sachsen-Anhalt und 57,1 Prozent in Bremen. Schleswig-Holstein hat mit 28,1 Prozent den niedrigsten Wert aller westdeutschen Länder. 4. Datengestützte Schulentwicklung und Entlastung der Lehrkräfte: Als zusätzliches Element der datengestützten Schulentwicklung und zur Entlastung der Lehrkräfte werden die diagnostischen Informationen über Schülerinnen und Schüler den Lehrkräften durch ein Institut extern analysiert und in übersichtlicher Form zur Verfügung gestellt. Vor allem das erneut gute Abschneiden Hamburgs ist ein überzeugender Beleg für den Erfolg datengestützter Unterrichtsentwicklung und der Überprüfung des Sprachstandes bereits bei Viereinhalbjährigen (die wir für Schleswig- Holstein bereits im Landtag beantragt haben, ohne allerdings bei CDU und Grünen eine Mehrheit zu finden).
Im Alternativantrag von CDU und Grünen lese ich teilweise richtiges, aber auch beschwichtigendes. Was im Fach Deutsch passierte, folgte nicht dem Bundestrend, sondern war schwächer als der Bundestrend. Immer wieder bringen sie „Corona“ als Universalerklärung, aber das fand bekanntlich bundesweit statt. Bei DaZ so weiterzumachen wie bisher wird nicht reichen. Zum Ganztag schweigen Sie und zur datengestützten Schulentwicklung, die nicht zu Lasten der Lehrkräfte eingeführt wird, schweigen Sie auch. Das wird nicht reichen.“



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