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27. Oktober 2021 – Oktober-Plenum

Landtag fordert mehr Wohnraum für Studierende

Es wird für Studenten nicht leichter, eine Bleibe in der Nähe ihrer Hochschule zu finden. In der Debatte um die Antworten der Landesregierung auf eine Große Anfrage des SSW gibt es jedoch Unklarheiten.

Waldinger-Thiering, Jette SSW Plenum
Die SSW-Abgeordnete Jette Waldinger-Thiering wirbt für ein Bedarfs-Punktesystem. Foto: Michael August

Die Landesregierung geht von weiterhin hohen Studierendenzahlen in Schleswig-Holstein aus und will gemeinsam mit den Hochschulen mehr günstigen studentischen Wohnraum schaffen. In ihrer Antwort auf eine Große Anfrage des SSW kündigte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) an, die Zahl der Wohnraumplätze weiterhin erhöhen zu wollen. Seit 2017 sind in Schleswig-Holstein 270 neue Plätze in Studenten-Wohnheimen entstanden. 650 Plätze sollen bis zum Ende der Legislaturperiode hinzukommen.

Im nördlichsten Bundesland gibt es etwa 3200 Plätze in Studentenwohnheimen, wovon der größte Teil (1936) auf Kiel entfällt; 9 von 29 Studentenwohnheime im Land sind der Antwort zufolge sanierungsbedürftig. „Die Situation auf dem studentischen Wohnungsmarkt ist angespannt“, stellte Prien fest.

Die SSW-Abgeordnete Jette Waldinger-Thiering monierte, dass nur für etwa sechs Prozent der Studierenden Wohnheimplätze zur Verfügung ständen. Mit den aktuellen Neubauten und den geplanten Häusern werde sich die Quote nur wenig erhöhen. Sie warb für einen Blick nach Dänemark. Wer sich hier auf ein Zimmer im Wohnheim bewirbt, werde anhand eines transparenten Punktesystems eingestuft. Je weiter entfernt jemand von seiner Studienstadt wohnt, desto mehr Punkte gebt es. „Und das ist auch sinnvoll“, sagte Waldinger-Thiering. Auch andere soziale Faktoren wie etwa Schwangerschaft, Krankheit oder Behinderung sollten aus Sicht des SSW in einem Prioritätenplan festgeschrieben werden.

Neue Wohnformen ausprobieren

CDU und Grüne sprachen sich für neue Wohnformen aus. Etwa 67.000 Studierende verteilten sich aktuell im Land und bereiteten sich auf einen Bachelor oder Master vor oder strebten ein Staatsexamen an. Das seien rund 10.000 Studierende mehr als im Wintersemester 2015/16, rechnete Anette Röttger (CDU) vor. Da seien auch neue Wohnmodelle wie etwa „Wohnen für Hilfe“ sinnvoll. Bei diesem seit August 2012 vom Studentenwerk Schleswig-Holstein getragenen Projekt wohnen Studenten bei älteren Menschen helfen ihnen.

Ähnlich äußerte sich Andreas Tietze (Grüne). Er wünschte sich „einen engagierteren Einsatz“ der vorhandenen Instrumente sowie ein kreativeres Angebot. Dazu zählten etwa Tiny-Häuser, also besonders kleine Häuser, oder Container-Dörfer.

SPD mahnt BaföG-Reform an

Heiner Dunckel (SPD) stellte eine „Ratlosigkeit“ der Landesregierung fest, ein Konzept fehle. Das selbstgesetzte Ziel von 650 neuen Wohnheimplätzen werde die Jamaika-Koalition nicht erreichen, prophezeite er. Zudem mahnte Dunckel eine „wirkliche BaföG-Reform“ an, so dass Studenten auch teurere Mieten bezahlen können, ohne auf Unterstützung von Eltern oder auf Jobs angewiesen zu sein.

FDP-Fraktionschef Christopher Vogt erklärte, bezahlbarer Wohnraum für Studenten sei ein wichtiges Thema, „an dem wir weiter dringend arbeiten müssen“. Er forderte, Wohnheimplätze sollten auf dem Campus oder zumindest in der Nähe liegen.  

Das Thema wird nun im Bildungsausschuss weiter beraten.

Studentischer Wohnraum ist und bleibt knapp, die aktuelle Situation ist aber nicht dramatisch. Dies geht aus der Antwort des Bildungsministeriums auf eine Große Anfrage des SSW hervor. Die Landesregierung geht von weiterhin hohen Studierendenzahlen in Schleswig-Holstein aus und will gemeinsam mit den Hochschulen mehr günstigen studentischen Wohnraum schaffen. Demnach gibt es im Land 29 Studentenwohnheime mit 3.135 Wohnplätzen. Konkrete Daten liegen der Landesregierung nach eigenen Aussagen nur von den öffentlich geförderten Wohnheimträgern vor.

Laut Studentenwerk stehen zu Beginn des neuen Semesters mit Stand 31. August keine Studierenden auf einer Warteliste für einen Wohnheimplatz. Dies liege zum einen daran, dass sich der Bedarf im Laufe des Semesters durch Zusagen für Zimmer oder Absagen der Bewerber reguliere. Zum anderen sei durch die Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen digitalen Lehre die Bewerbungen insgesamt stark zurückgegangen, heißt es in dem 14-seitigen Papier.

Miete liegt im Schnitt bei 239 Euro

Laut dem Regierungspapier sollen auf Basis des aktuellen Koalitionsvertrages innerhalb der Legislaturperiode bis zu 650 neue Wohnheimplätze entstehen. In Bau oder Planung befinden sich in Kiel und Flensburg jeweils zwei Projekte mit bis zu 420 Wohneinheiten. Aus Mitteln der sozialen Wohnraumförderung stellt die Landesregierung hierfür unter anderem zinsgünstige Darlehen sowie Investitionszuschüsse zur Verfügung.

Bei den Mieten sieht die Landesregierung keinen erhöhten Handlungsbedarf. Sie bildeten „einen guten Kompromiss zwischen den wirtschaftlichen Aspekten der Wohnheimträger und den finanziellen Verhältnissen der Studierenden“, heißt es. Mit einer durchschnittlichen Miete im Jahr 2020 von 239 Euro in öffentlich geförderten Wohnheimen liege diese unter den vom Studentenwerk ermittelten monatlichen Mietkosten von 340 Euro.

(Stand: 25. Oktober 2021)

Vorherige Debatte zum Thema:
März 2021 (Studienstarthilfe)

Große Anfrage

Studentischer Wohnraum in Schleswig-Holstein
Große Anfrage der Abgeordneten des SSW – 19/3143 
(gestellt im Juni 2021)
Antwort der Landesregierung – Drucksache 19/3308